Bewertung: 9.3
Keyfactor's überraschender Rückgang von Now That's What I Call Digital Trust ist nicht nur ein Marketing-Flex - es ist ein komplettes Konzeptalbum über die Todesspirale der klassischen Kryptographie, erzählt durch genreübergreifende Klangtheatralik. Das von Mike Burnside konzipierte und zusammengestellte Album ist ebenso bizarr wie brillant. In der einen Minute stapft man in einer bürokratischen Polka-Parade, in der nächsten weint man in seine Jeans bei einer Power-Ballade über ablaufende Zertifikate.
Eines vorweg: Niemand hat erwartet, dass ein Unternehmen, das sich auf die Automatisierung des Lebenszyklus von Zertifikaten und PKI spezialisiert hat, die konzeptionell schlüssigste Cybersicherheits-Rockoper des Jahrzehnts produzieren würde. Aber hier sind wir nun, mit Audit-Protokollen und allem drum und dran.
Das Album beginnt mit der Leadsingle "Oops...The Cert Died Again", einem augenzwinkernden Y2K-Pop-Wurfback, der eine Britney Spears-Parodie mit einer ernüchternden Erinnerung an die Zerbrechlichkeit von Zertifikaten verbindet. Es ist absurd und entzückend - die Art von Track, die einen zum Lachen bringt, bis man anfängt, die Ablaufprotokolle seiner Zertifikate zu überprüfen.
Als Nächstes folgt "99 Problems (PKI is the Big One)", ein Rap-Knaller, der das Chaos der PKI-Misswirtschaft aufgreift. Er verweist auf intelligente Weise auf reale organisatorische Fallstricke und bleibt dabei unterhaltsam - ein als Mixtape getarnter interner Prüfbericht.
Track drei, "I've Seen the Light", ist ein Gospel-/Soul-Hit mit Call-and-Response-Chorgesängen, der die Bereitschaft von PQC mit einer Dringlichkeit beleuchtet, die normalerweise nur für die Wiederkehr des Lebens reserviert ist. Man kann fast spüren, wie die Cloud-Infrastruktur getauft wird.
Dann kommt "March to 47", wo das Album seinen satirischen Höhepunkt erreicht. Ein Oompah-getriebener Polkamarsch über politische Updates des CA/B-Forums sollte nicht klappen - und doch tut er es. Sie werden lachen. Sie werden weinen. Sie werden automatische Verlängerungen planen.
"Trust Issues" ist ein stimmungsvoller, synthiegetriebener New-Wave-Moment - 80er-Jahre-Paranoia pur mit kalten analogen Texturen und grüblerischen Vocals. Es ist der Klang von selbst signierten Zertifikaten, die durch ungesicherte Netzwerke hallen.
"The Death of RSA, The Fall of ECC"(Der Tod von RSA, der Fall von ECC) beklagt das Aussterben der einst mächtigen Algorithmen. Es gibt hier Humor, aber auch echtes Pathos - die Metapher der Gesetzlosen ist nicht nur clever, sondern auch seltsam bewegend. Schwarzhut-Quantenreiter drängen in die Stadt und können nur von PQC mit weißem Hut aufgehalten werden.
"Certageddon" ist eine Power-Ballade im Stile von Aerosmiths "Don't Wanna Miss a Thing." Übertrieben, ja - aber glorreich. Warnungen vor dem kryptographischen Zusammenbruch haben noch nie so herzlich geklungen.
"The Quantum Countdown" spielt wie eine Ballnacht am Rande der digitalen Apokalypse - dramatische Synthies, mitreißender Gesang und Texte, die Shors Algorithmus zum Erröten bringen würden.
Dann kommt "Push It (But Verify)", das die Frechheit von Salt-N-Pepa in die Null-Vertrauens-Doktrin kanalisiert, mit druckvollen Retro-Drums und einer skandierbaren Zugangspolitik.
Das Finale, "Keys in the Void", ist ein psychedelisches Rock-Epos im Stil von I Mother Earth - große kosmische Energie mit kryptografischer Seele. Es ist das, was man hören würde, wenn ein HSM eine existenzielle Krise hätte.
Wenn Das nenne ich mal digitales Vertrauen etwas beweist, dann dass Keyfactor die menschliche Seite des maschinellen Vertrauens versteht. Dies sind nicht einfach nur Songs. Es sind kryptografische Bekenntnisse, verpackt in jedes Genre, von dem Sie schon halb vergessen haben, wie man dazu tanzt.
Beste Strecke: März bis 47 Für Fans von: Daft Punk, Bruce Schneier, Weird Al, NIST Special Publication 800-131A Rev. 3